Pavillion R

Kunst und Bau

Ein luftig-leichter Gartenpavillon ergänzt den sanierten Altbau an der Straße und dient einer Künstlerin als kunstvolle Werkstatt und baukünstlerisches Wohnhaus.

Neuaigen ist ein Dorf im südwestlichen Weinviertel im Bezirk Tulln in Niederösterreich. Gut 40 Kilometer liegt es von Wien entfernt, die freischaffende Künstlerin Monika Rienössl stammt von hier. Bei den Architekturtagen, einem alle zwei Jahre stattfindenden Projekt der Kammern der ArchitektInnen und IngenieurkonsulentInnen und der Architekturstiftung Österreich, der größten Veranstaltung für Architektur- und Baukulturvermittlung des Landes, besuchte sie das Wiener Büro von Maximilian Eisenköck. Der junge Architekt beeindruckte sie. Und er überzeugte seine zukünftige Bauherrin, das historische, eingeschossige und mit einem Satteldach gedeckte straßenbegleitende Dorfhaus in Neuaigen nicht abzureißen, wie es eigentlich vorgesehen war, sondern zu sanieren und um einen Pavillon im Garten zu ergänzen

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche208 m²
StandortNeuaigen (A)
Fertigstellung10/2020
PlanungsbüroArchitekt Maximilian Eisenköck
Zum Profil
FotografieMartin Weiß
Ich glaube an die Eleganz simpler Lösungen und versuche, der Architektur jene Feingliedrigkeit und Leichtigkeit wiederzugeben, die in unserer heutigen Zeit nicht mehr machbar scheint.

Maximilian Eisenköck

Von schlanken, nur sechs Zentimeter Durchmesser dünnen, weißen Stahlstützen getragen, schwebt der elegante Pavillon, der sowohl zum Wohnen als auch als Atelier genutzt werden kann, über dem Grund, verbunden mit dem Altbau über einen Betonsteg. Seine Ästhetik verdankt sich der Beschränkung: Materialien und Bauweisen aus dem Industriebau hielten die Baukosten niedrig, die Betonfundamente für die Stützen waren vorgefertigt. Das Dach besteht aus 14 Zentimeter dünnen Holzplatten, auch die schlanke Bodenplatte. ist holzbeplankt. Dazwischen spannen sich die extra klaren, raumhohen Glasscheiben des langestreckten Raums auf. Hellgraues Linoleum wurde auf seinem Boden verlegt. Die wenigen Wände, sie schützen den Schlafraum sowie das Bad und einen weiteren Raum, die beide an die Nachbarbebauung angrenzen, strahlen weiß. Weiß sind auch die raumhohen Vorhänge und Schiebetüren, die für eine flexible Zonierung und Abtrennung im Raumkontinuum sorgen. Auch die Haustechnik ist minimalistisch: Der Dachüberstand richtet sich nach den Himmelsrichtungen und ist somit asymmetrisch dimensioniert. Auf Sonnenschutzsysteme konnte daher trotz kompletter Aufglasung des langgestreckten Raums verzichtet werden. Auch für die Sanierung des historischen Lehmziegelhauses an der Straße reichte das Geld der Bauherrin aus dem Erlös des Verkaufs ihres Wiener Apartments. Der Grundriss wurde neu organisiert, ein paar neue Fensteröffnungen wurden eingebracht. Die eher geschlossenen, weiß verputzten Fassaden und Giebelfronten sowie das rot gedeckte Satteldach stehen in charmantem Kontrast zu der radikal modernen Offenheit des Pavillons. Einig sind sich beide Baukörper in ihrer konsequenten, wohlproportionierten und reduzierten Architektursprache.

Impressionen