Swisshouse XXV

Das Dorfhaus

Traditionell und zeitgemäß: Leben im Dorf

Das Verzascatal ist sicher eines der schönsten Täler im Tessin. Es ist bekannt für seine Geschichte und Kultur, die Landschaft ist geprägt von steilen Hängen und zahllosen Wasserfällen. Neubauten werden hier erst nach strenger Prüfung genehmigt, sie müssen nicht nur notwendig sein, sondern sich auch in die Umgebung einfügen. Absolut richtig findet Davide Macullo diesen Anspruch. Schließlich werden die Häuser ihre Bauherren überleben, sie sind, so der Architekt, „ein Geschenk an künftige Generationen“ – und sollten dementsprechend sorgfältig gestaltet sein. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht nur für ihre Nutzer erbaut werden, sondern für die Gemeinschaft. Alle, da ist sich Davide Macullo sicher, profitieren von Baukultur beziehungsweise leiden, wenn sie fehlt.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche215 m²
StandortMergoscia (CH)
Fertigstellung11/2016
PlanungsbüroDavide Macullo Architects
Zum Profil
FotografieAlexandre Zveiger
Ein Gebäude, wie ein Anzug, dem Kontext angezogen.

Davide Macullo

Bei dem als Ferienhaus geplanten Gebäude, das sowohl als Einfamilienhaus genutzt als auch in zwei Wohnungen aufgeteilt werden kann, ließ sich der in Lugano ansässige Architekt, der zudem Kunst und Innenarchitektur studiert hat und zwanzig Jahre mit Mario Botta gearbeitet hat, von der ländlichen Bautradition inspirieren. Das Grundstück liegt am Rand von Mergoscia, einem 200 Einwohner kleinen Dorf. Der Hang neigt sich mehr als 45 Grad, weit reicht der Blick über den Staudamm des Verzascatals in die Wälder. Drei Geschosse streckt sich das Haus in die Höhe, die Dachneigung verläuft senkrecht zum Hang. Das Volumen teilt sich auf in zwei schmale, sattelgedeckte Häuser, von denen eines auf der dem Tal zugewandten Seite ein wenig nach vorne gerutscht zu sein scheint. In Höhe und Proportion entspricht der wie ein Doppelhaus wirkende Neubau damit den schlanken, traditionellen Rustici. Lediglich die gekonnte, skulpturale Setzung der Fensteröffnungen sowie der Einschnitte für die Loggia im Erdgeschoss und die fein detaillierte Ausbildung der Dachkante verraten die Heutigkeit des Hauses. Innenräumlich war Flexibilität wichtig, mit wenig Aufwand lässt sich das Gebäude verändern, das Budget der Bauherren war zudem beschränkt. Die Grundrisse des ersten und zweiten Obergeschosses mit jeweils zwei Schlafzimmern, Bad, Küche und Wohnraum entwickeln sich dabei pro Geschoss statt in die Höhe. Den Vorschriften entsprechend sitzt das Haus auf einem Steinsockel auf. Sein hellgrauer Putz erinnert an die Farbe von Granit, dem traditionell im Ort verwendeten Material. Das Dach ist aus geschieferter, grauer Teerpappe gefertigt, die farblich den historischen Steindächern ähnelt.

Impressionen