Leben in und mit der Natur

Das Holzhaus

Leben in und mit der Natur: Gefügt aus lokalen Materialien hat die ciAsa die Gadertaler Dolomiten im Blick und die hauseigene Thermalquelle zu Füßen.

„Man lebt wie ein Specht im Bau, ganz angenehm, die Düfte sind gut, das Gefühl ist gut, man schläft gut.“ Kann es ein größeres Kompliment für ein Haus geben? Dem Bauherrn und seiner Familie gefällt es laut ORF-Sendung “Südtirol heute” in ihrer ciAsa Aqua Bad Cortina in St. Vigil jedenfalls ganz ausgezeichnet. Und kann es ein größeres Kompliment für Architekten geben, als wenn die Nachbarn, die prüfend die Entstehung des Gebäudes begleitet haben, am Ende den Bauherrn darin wiedererkennen? Nein, finden Armin und sein Bruder Alexander Pedevilla, die die ciAsa, das ist rätoromanisch für Haus, gebaut haben. Beauftragt wurden die Architekten, weil die Bauherren das Domizil von Armin Pedevilla in Enneberg – dort vermietet der Architekt auch ein von ihm gebautes Ferienhaus – kennen und schätzen. Gern erinnert er sich daran, dass das Büro in Bruneck in der Entwurfsphase täglich mit frischem Thermalwasser aus der hauseigenen Quelle versorgt wurde und sich so den „Spirit des Ortes und der Bauherren“ einverleiben konnte.

Anzahl Bewohner6 Personen
Wohnfläche160 m²
StandortSt. Vigil in Enneberg (I)
Fertigstellung09/2019
Planungsbüropedevilla architects
Zum Profil
FotografieGustav Willeit
Uns geht es um die Kreisläufe der Materialien, deren Haltbarkeit und Lebensdauer, überlieferte Methoden der traditionellen Handwerkskunst, verloren geglaubtes Wissen und darum, dass Materialien leben.

Alexander Pedevilla, Armin Pedevilla

Denn tatsächlich stellt die Bauherrenfamilie – ihr gehört in St. Vigil das Hotel Aqua Bad Cortina, in dem natürlich auch Thermalbäder angeboten werden und für das pedevilla architects nun ein Gesamtkonzept entwickeln – besondere Ansprüche an die Nachhaltigkeit ihres Hauses: Zum größten Teil wurden natürliche und lokale Baustoffe verwendet, auf synthetische Materialien und Kunststoffe konnte nahezu komplett verzichtet werden. Dabei wurde die Wahl der Werkstoffe gleichermaßen von ästhetischen Qualitäten bestimmt wie vom Wissen um ihre Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit. So ist das Lärchenholz für die Fassade ohne Behandlung witterungsbeständig, die verbauten Massivhölzer entwickeln Patina und gewinnen im Laufe der Zeit an Schönheit. Auch auf die sozialen und kulturellen Aspekte von Nachhaltigkeit wurde Wert gelegt: Das Haus ist von Gadertaler Handwerkern gefertigt. Formal macht die ciAsa, die sich auf quadratischem Grundriss entwickelt, keinen Unterschied zwischen Dach und Fassade. Das Trapez taucht als wiederkehrendes Element auf: trapezförmige Gauben belichten die Innenräume, kegelförmig fällt Licht durch ein Oberlicht. Unterirdisch verbindet ein Gang mit dem Hotel. Die drei oberirdischen Geschosse sind vollständig aus dem Holz gefertigt, das am 30. Oktober 2018 während heftiger Unwetter in den umliegenden Wäldern fiel. Außen- und Innenwände bestehen aus massivem Fichtenholz und wurden ohne Verwendung von Klebern und Harzen gefügt. Die 6 Zentimeter starken Holzdielen wurden hierfür zu 36 Zentimeter dicken Außenwänden verbunden und so verbaut, wie der Baum gewachsen ist: von unten nach oben. Alle Wände sind vorgefertigt, die Anschlüsse für Fenster und Türen wurden eingefalzt. Die innere Schicht besteht aus massivem Zirbelholz, die Oberflächen wurden handgehobelt. Dank der großzügigen Wandstärken wird ein sehr niedriger Wärmeübertragungswert erreicht, auf zusätzliche Dämmung konnte komplett verzichtet werden. Die Fassade ist wie ein Zapfen mit handgespaltenen Lärchenschindeln verkleidet.

Impressionen