Haus am See

Das Jahreszeitenhaus

Jahrtausende alt, modern interpretiert: Wohnen in Abhängigkeit der Jahreszeiten

Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus. Das trifft in der Regel auf eine Immobilie zu. Wie der Name schon sagt: Sie steht unverrückbar an einem Ort und verfügt über eine feste Zahl an Quadratmetern. Beim Haus am See ist das jedoch anders: Es misst im Sommer 170 Quadratmeter, im Winter schrumpft es auf 85, im Herbst und Frühling bietet es 105 Quadratmeter. Jahreszeitenkonzept nennt das Architekt Jurek Brüggen. Vier Gebäude stehen bereits auf dem Grundstück, das auf dem höchsten Punkt der Insel Werder unweit von Berlin liegt: Ein neogotisches Belvedere, eine Art-déco-Villa, beide denkmalgeschützt, ein Stallgebäude mit neoklassizistischer Fassade sowie ein Bungalow aus DDR-Zeiten auf dem Nachbargrundstück. Einheitlichkeit sieht anders aus. Das neue Haus platzierte der Architekt im Hang, inmitten dieser vier Gebäude. Um dem historisch gewachsenen Ensemble zu begegnen, wählte er das Bild eines vorgefundenen, schon immer dagewesenen Steins, der zu einem Haus ausgebaut wird.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche85 - 170 m²
StandortInsel Werder (D)
Fertigstellung12/2017
PlanungsbüroJurek Brüggen Architekten, Kopp Sailer Architekten
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FotografieJurek Brüggen
Das Haus am See ist ein Entwurf für eine neue Art des Wohnens: Die Wohnfläche verändert sich mit den Jahreszeiten.

Jurek Brüggen (im Bild), Sebastian Seiler

Gefertigt wurde dieser Stein aus massivem Beton, der Ausbau erfolgte in Holz. Alle Konstruktionsmaterialien bleiben sichtbar; freistehende, hölzerne Trennwände unterteilen den Innenraum des Betonhohlkörpers. Innenliegende Holzfenster schützen vor der Witterung. Ein leichter, kleiner Holzpavillon sitzt auf dem betonierten Sockel auf, von der umlaufenden Terrasse blickt man auf die vorbeifließende Havel. Eine Holztreppe, die gleichzeitig als Bücherregal dient, verbindet beide Geschosse. Das Haus wird je nach Jahreszeit unterschiedlich genutzt: Im Winter ziehen sich die Bewohner in das Gartengeschoss zurück, im Sommer kommen Pavillon und Terrasse hinzu und verdoppeln die Wohnfläche. Durch Falttüren wird der Pavillon im Sommer geöffnet und in den Übergangsjahreszeiten geschlossen, ein horizontales Schiebefenster trennt ihn im Winter vom Gartengeschoss. Die mobile Küche wandert mit den Bewohnern. Die sich verkleinernde Wohnfläche spart im Winter Ressourcen, Bau- und Heizkosten. Die Dämmung ist auf das Gartengeschoss reduziert, Nord-, Ost- und Westseite sind in den Hang eingegraben, durch die Erdschicht wird das Haus zusätzlich isoliert. Die Abwärme des beheizten Erdgeschosses ermöglicht es zudem, den Pavillon in kalten Jahreszeiten als Wintergarten für die Pflanzen zu nutzen. Der geschlossene, nicht beheizte Raum wird im Winter zur weiteren Isolationsschicht für das Gartengeschoss.

Impressionen