Scheunenumbau

Reduce, reuse, recycle

Umbau statt Abriss, leben statt lagern: eine Scheune wird zum Wohnhaus

Redwitz an der Rodach liegt im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels und hat etwa 3.300 Einwohner. Der Architekt André Rösch ist einer von ihnen. Auch als Fachmann teilte er die Probleme der meisten Bauherren: ein kleines Budget und wenig Zeit, da die alte Wohnung bereits gekündigt war. Das zerfallene Anwesen, ein Vierseithof mit Wohnhaus, Werkstatt und einer vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts in traditioneller Fachwerkbauweise errichteten, sandsteingegründeten Scheune, erwarb er von einer Erbengemeinschaft. Hier, mitten im Ort, sollte sein Wohnhaus mit separatem Bürobereich entstehen. Der Hof sollte von den Kindern als Garten genutzt werden. Und das schnell, kostengünstig und dabei energieeffizient. Planerisch und genehmigungstechnisch stellte die Lage im Ortskern jedoch erst einmal eine besondere Herausforderung an den Architekten und Bauherrn: Die Nachbarbebauung ist dicht, im Süden misst der Abstand zu seinem Haus nur einen Meter.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche180 m²
StandortRedwitz an der Rodach (D)
Fertigstellung05/2018
PlanungsbüroAndré Rösch Architekt
Zum Profil
FotografieFelix Meyer
Architektur ist durch Sinne definierter Raum.

André Rösch

Aus Kostengründen wurde nur das Erdgeschoss ausgebaut und die oberste Geschossdecke gedämmt, die Bodenplatte für das gesamte Gebäude ruht auf einer Glasschaumschotterschicht aus nicht mehr recycelfähigem Altglas, die sowohl als kapillarbrechende Schicht als auch als Dämmung gegen das Erdreich wirkt. Während das Büro direkt von der Hauptstraße aus erschlossen wird, liegt der Eingang zum Wohnbereich etwas zurückgesetzt in der Einfahrt. Auch die Bäder und der Hauswirtschaftsraum wurden auf die Seite mit der nahen Nachbarschaftsbebauung verlegt. Wohn-, Ess- und Kinderzimmer orientieren sich auf den Innenhof mit den Fachwerkfassaden der ehemaligen Werkstatt und des denkmalgeschützten Haupthauses. Eine Glasfaltwand öffnet den hohen Wohnbereich in den Garten. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für ein optimales Raumklima, der geölte Calciumsulfatestrich erlaubt eine schnellere und effizientere Aufheizung durch die Fußbodenheizung als Zementestrich mit Bodenbelag. Holz-Alu-Fenster wurden zum Teil in die bestehenden Laibungen eingebaut, zum Teil sind sie in die Gefache des Fachwerks eingepasst. Auch die Seekieferverkleidung von Decken und Wänden erinnert an den Charakter der Scheune. Als Kontrast zu den überwiegend warmen Tönen von Wand, Böden und Mobiliar wurden anthrazitfarbige Lichtschalter, Steckdosen, Beleuchtungsschienen und Spots angebracht. Eine freistehende, schwarzmatte Küche bietet Stauraum und ausreichend Arbeitsfläche: Sie ist Insel, statt Kücheninsel, erzählt der Architekt, und Mittelpunkt des Hauses.

Impressionen