Sommerhaus Pötzleinsdorf am Wienerwald

Sommerhaus, farbig

Raumcollage in der Kleingartensiedlung: farbenfroh, verspielt und dabei staunenswert großzügig und wohnlich

Einst ein Vorort, gehört Pötzleinsdorf seit 1890 zum 18. Wiener Bezirk. Geblieben ist die noch immer etwas abgelegene, ruhige Lage am Rande des Wienerwalds und der bürgerliche Charakter der Gegend. In den Villen aus der Gründerzeit sind heute unter anderem die Residenzen diverser Botschafter zu finden. Es geht allerdings auch kleiner: Auf einem Hanggrundstück der Kleingartensiedlung Pötzleinsdorf entstand auf einer Grundfläche von 35 Quadratmeter das großartige Sommerhaus für eine junge Familie. Die Gegend kannten die Geschwister Johanna und Gregor, die in Wien das Büro Schuberth und Schuberth führen, gut: Unweit dieses Hauses bauten sie vor einigen Jahren ein Sommerhäuschen mit verkohlter Fassade, das den Bauherren beim Spazierengehen aufgefallen war und ihnen gut gefiel. Dann, so Johanna Schuberth, ging alles ziemlich schnell.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche42 m²
StandortWien (A)
Fertigstellung01/2019
PlanungsbüroSchuberth und Schuberth ZT-GmbH
Zum Profil
FotografieFelix Meyer
Das Häuschen soll die Freude am Herstellen, an Farbe und Material ausstrahlen. Ein begehbares Gemälde, so nannte es die Bauherrin einmal. Ein schönes Kompliment, wie wir finden.

Johanna Schuberth, Gregor Schuberth

Schwarz allerdings kam dieses Mal nicht in Frage, auch wenn die Architekten nach eigener Aussage ansonsten eher strenge Fassaden bevorzugen. „Doch die umgebenden Häuser sind sehr unterschiedlich, von Wellblech bis Tiroler Schnitzerei gibt es da alles“, meint die Architektin. „Wir wollten uns in dieses Gewebe nicht mit einem reduzierten, monolithischen Raumschiff dazwischen setzen, sondern das „bunt Gewachsene“ zeitgenössisch interpretieren. Wir wollten etwas Spielerisches und Leichtes schaffen, das doch einem Rahmen folgt.“ Das ist bestens gelungen: Trotz der strengen Regeln für Kleingartenhäuser. Das Haus besteht aus drei Kuben mit Fassaden aus Wellblech und weißem und naturbelassenem Lärchenholz. Die Hülle des Häuschens und sein Inneres wurden bewusst entkoppelt: Die nutzbaren Räume funktionieren als begehbare Collage, mit Hohlräumen und zweigeschossigen Öffnungen, dunklen Nischen und Galerien. Die durch die unterschiedlichen Fensterformate gerahmten Ausblicke hängen in den Wänden wie Bilder. Ein wesentlicher Teil der unteren Ebene wird von der Küche eingenommen, der großzügige Esstisch kann auch als Arbeitsfläche genutzt werden. Eine schmale Stiege führt auf die obere Ebene, ein Zwischenpodest mündet in den rückwärtigen Garten. Oben sind in offenen Kojen die Betten untergebracht, vom Schreibtisch auf der Galerie fällt der Blick auf den Wienerwald durch ein rundes Fensterauge. Modische Merkmale wurden vermieden: War jene Sitzbank vielleicht nicht doch schon da als Teil der Vorgängerhütte? Während außen zurückhaltende und natürliche Farben dominieren, wird es im Inneren richtig knallig, warmes Orangerot trifft auf kaltes Blaugrün. Die Oberflächen des zweigeschossigen Raums um das Sofa sind zerlegt in die Farbtöne Koralle, Dunkelrot, Hellblau, Schwarz und Reinweiß. Die Bauherrin verglich den Innenraum einmal mit einem begehbaren Gemälde. Recht hat sie!

Impressionen