Haus am Bach

Die Baukunst der Reduktion

Elegant fügt sich das mit vorvergrautem Holz beplankte Haus an den Bach und in das Grün. Auf einen Keller wurde verzichtet, Autos verbleiben an der Grundstücksgrenze.

„Wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz erbärmlichen Anblick bieten, wenn man sich die Berge mal wegdenkt?“ Loriot hatte gut reden: Münsings Ehrenbürger, dem die oberbayerische Gemeinde am Starnberger See seit 2017 auf dem Dorfplatz mit den „Herren im Bad“ – Dr. Klöbner und Herrn Müller-Lüdenscheid in einer Wanne aus grauem Granit – gedenkt, hatte die idyllische Landschaft zu Lebzeiten stets im Blick. Direkt am See liegt das Haus im Münsinger Ortsteil Wimpasing, das die Architekten Steffen Bathke und Lutz Geisel – die 2005 in München die Bathke Geisel Architekten PartGmbB gründeten – erbaut haben, zwar nicht, es liegt an einem Bach. Aber wenn man sich die Berge nicht wegdenkt, hat die junge Bauherrenfamilie immerhin die Alpen großartig im Blick.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wonfläche173 m²
StandortMünsing
Fertigstellung04/2020
PlanungsbüroBathke Geisel Architekten
Zum Profil
FotografieStefan Müller-Naumann
Das Haus am Bach ist ein im besten Sinne einfaches Haus, bei dem nur das Nötigste gebaut wurde – aber das in einer hohen handwerklichen Detailqualität.

Lutz Geisel, Steffen Bathke

Das zum Bachlauf leicht abfallende Grundstück liegt am Dorfrand, das Ufer ist dicht mit Bäumen bewachsen. Nach Norden fällt der grüngerahmte Blick auf ein Feld. Der Bebauungsplan war streng, der Kampf um genehmigungsfähige Freiheiten, so die Architekten, war durchaus herausfordernd. Der Auftrag für das Familiendomizil kam auf Empfehlung aus dem Bekanntenkreis sowie von einer ausführenden Holzbaufirma aus dem Vorarlberg zustande, mit der das Büro schon mehrmals und gerne zusammengearbeitet hat: Sie empfahl den Bauherren, so Steffen Bathke, „sich an uns als ‚lokale‘ Architekten zu wenden“. Die Zufahrt liegt an der Südwestseite, die Autos bleiben auf Abstand im vorgelagerten Carport. Der überdachten Sitzbank im Eingang nähern Bewohner und Besucher sich zu Fuß. Im Erdgeschoss öffnet sich der Essbereich gen Bach, gewohnt wird mit Blick auf das Feld. Ein weiterer, separater und intimerer Wohnraum liegt auf der Westseite. Zentral besetzt ein Kern aus Sichtbeton den kompakten Grundriss. Eine einläufige Treppe führt ins Obergeschoss, das die Schlafräume beherbergt. Das blaue Kinderbad trennt die beiden Kinderzimmer voneinander. Das knapp 200 Quadratmeter große Haus für Vier kommt ohne Keller aus. Diszipliniert bildet die Fassade aus vorvergrauten Hölzern verschiedener Breiten die Nutzung und die Höhenentwicklung des Hauses ab: Das Erdgeschoss öffnet sich großformatig und raumhoch, das Obergeschoss wird von quadratischen Lochfenstern gegliedert. Die Geschossigkeit lässt sich zudem durch eine feine horizontale Staffelung von außen ablesen. Eine Holzständerkonstruktion bildet die Tragstruktur der Wände, die Massivholzdecken bleiben sichtbar, die Dachhaut besteht aus Ziegel. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe versorgt das Haus mit Wärme.

Impressionen