Haus am Buddenturm

Respekt

Neues Bauen in der Altstadt

Münsters Buddenturm, ursprünglich um 1150 als Wehrturm errichtet und der älteste erhaltene Teil der ehemaligen Stadtbefestigung, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Er wurde als Aufbewahrungsort von Schießpulver, als Gefängnis, als Wasserturm und später dann als Beleuchtungsschaltstelle genutzt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bekam er sein Kegeldach im ursprünglichen Aussehen aufgesetzt und wurde um 10 Meter auf insgesamt 30 Meter reduziert. Öffentlich zugänglich ist er nicht. Doch der weiß getünchte Turm mit dem roten Dach ist ein Wahrzeichen der Stadt, seine Umgebung steht daher unter besonderer baukultureller Beobachtung. Das war auch den Bauherren bewusst.

Anzahl Bewohner1 bis 4 Personen
Wohnfläche182 m²
StandortMünster (D)
Fertigstellung01/2019
Planungsbürohehnpohl architektur bda
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Fotografiehehnpohl architektur bda
Das Haus ist in der Anmutung an historische Formen angelehnt, in der Gestalt zeitgenössisch und in der Ausführung erkennbar handwerklich hergestellt.

Artem Nikiforov, Dina Sauer, Stephanie Toparkus, Tim Heye, Ines Kottmann, Marc Hehn, Christian Pohl

Für den Entwurf ihres Hauses kam daher nur Backstein in Frage, um den örtlichen Bezug zu wahren. Sie sprachen mit mehreren Architekten. Und entschieden sich dann für Marc Hehn und Christian Pohl, die in Münster seit 2008 das Büro hehnpohl architekten führen. Backstein ist den Architekten vertraut: Das von hehnpohl geplante Haus im Münsteraner Geistviertel erhielt 2011 den Fritz-Höger-Preis für Backsteinarchitektur in der Kategorie Einfamilienhaus/Doppelhaushälfte. Die Hürden für einen Neubau unweit des Buddenturms waren dadurch jedoch noch nicht endgültig aus dem Weg geräumt: Da auf dem Grundstück ein Haus stand, das erst zurückgebaut werden durfte, als definiert war, was als Neues entstehen würde, bedurfte es einer Stellungnahme der städtischen Denkmalbehörde. Das Projekt musste zudem im Gestaltungsbeirat der Stadt Münster vorgestellt und positiv beschieden werden. Das wurde es. Und tatsächlich fügt der Neubau sich maßstäblich in die Altstadt ein. Die Buddenstraße weist im Bereich des Grundstücks drei Fluchten auf: die beiden Baufluchten der west- und östlich angrenzenden Häuserzeilen, die dritte ist die eigene Grundstücksgrenze. Diese drei Fluchten zeichnen sich in der Fassade ab. Dementsprechend hat die Straßenfassade drei Öffnungen. Im Erdgeschoss wurde sie in Kupfer ausgeführt, im ersten Obergeschoss als Eckverglasung mit tiefem Fassadeneinschnitt und im zweiten Obergeschoss als Öffnung mit geringerer Tiefe. Die Straße und der Buddenturm bleiben stets im Blick. Das Haus ist über vier Geschosse organisiert: Im Erdgeschoss befinden sich das Entree, ein Multifunktionsbereich, ein Innenhof liegt im rückwärtigen Teil und die Garage an der Straße. Ein expressives Sichtbetontreppenhaus erschließt den Wohn- und Essbereich im ersten Obergeschoss, darüber sind die Küche und eine Dachterrasse mit Blick auf die Observantenkirche organisiert. In den weiteren Obergeschossen ist Platz für zusätzlichen Wohnraum sowie die Schlaf- und Arbeitszimmer mit Bädern. Die Staffelung der Fassade bildet sich im Inneren ab: Im Treppenraum öffnet sich das Haus geschossweise zunehmend zum Licht, das durch Verglasungen an Traufe und First fällt.

Impressionen