Ospelt

Das Energie-Cluster

Die Villa für eine Familie mit vier Kindern in Vaduz ist ebenso ästhetisch wie funktional, sie sorgt für Privatsphäre und fügt sich ein ins Quartier. Vor allem jedoch ist sie nachhaltig und energieeffizient.

13 Standorte, 257 Mitarbeiter, 500 Projekte und 80 Auszeichnungen listet die Website von Baumschlager Eberle Architekten, Stand April 2021. Der Bau des Hauses in der Holdergasse in Vaduz war trotzdem etwas Besonderes: Die Bauherrschaft, die seit vielen Jahren mit dem Büro im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zusammenarbeitet, übernahm für den Bau ihres eigenen Hauses gleichzeitig die Fachberatung im Bereich Energiekonzept und Gebäudetechnik sowie die Bauleitung. „In zahlreichen Besprechungen wurden Details erarbeitet“, heißt es aus dem Vaduzer Büro von Baumschlager Eberle, das 1999 als erstes Auslandsbüro gegründet wurde. „Es ist schön zu sehen, wie die Familie nun rundum glücklich ist mit dem Ergebnis.“

Anzahl Bewohner6 Personen
Wohnfläche320 m²
StandortVaduz (LI)
Fertigstellung2020
PlanungsbüroBaumschlager Eberle Architekten
Zum Profil
FotografieOLEX, Marc and Oliver Lins
Die Abstraktion des Volumens im Zusammenspiel mit der Authentizität der Materialien gibt dem Haus seine Souveränität, Zeitlosigkeit und Poesie.

Dietmar Eberle

Dauerhaftigkeit und die Nachhaltigkeit der Materialien bestimmten die Konzeption des Hauses für Eltern und vier Kinder. So wurden die raumprägenden Betonkassettendecken in der Küche und dem Wohnzimmer auf die minimal notwendige Stärke reduziert, um Ressourcen zu schonen: Sie kommen mit nur acht Zentimetern Höhe in den Kassettenfeldern aus. Die Dämmziegel aus reinem Ton minimieren die Energieverluste und generieren gemeinsam mit den Betondecken eine Speichermasse, die die solaren Energiegewinne speichert und auch im Sommer ein angenehmes Raumklima gewährleistet. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärme-pumpe. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für hauseigenen Strom. Die Überschüsse landen in einem Batteriespeicher, der auch von zwei Nachbargebäuden genutzt wird: So lange ab und zu die Sonne scheint, können die drei Gebäude unabhängig vom Stromnetz betrieben werden. L-förmig legt sich die mächtige Hausskulptur auf das Grundstück. Zur Straßenseite zeigt sie sich mit einem gedeckten Eingang und zwei geschützten Terrassen, die für die gewünschte Privatheit sorgen, ohne sich dem Quartier zu verschließen. Das oberste Geschoss schwebt in Teilen über der Terrasse des ersten Stockwerks, es wird von einem trapezförmigen Holzträger gestützt. Die asymmetrische Anordnung der Fenster ergibt sich funktional und bricht bewusst mit der Etikette klassischer Villenarchitektur. Im Erdgeschoss ist ausreichend Platz für die Garderobe und Hauswirtschaft sowie einen Multifunktionsraum, der in den Garten führt. Das Familienleben findet im ersten Obergeschoss statt: Das Wohnzimmer ist nach Süden, mit Blick auf die vorgelagerte Terrasse der Küche ausgerichtet. Die oberste Etage ist den Privatzimmern vorbehalten, die ebenso großzügig gestaltet sind wie die repräsentativen Gemeinschaftsräume: Zwei Zimmer an der Südseite teilen sich eine Loggia, Fenster öffnen sich in den Himmel, der Innenhof mit Rotbuche ist überall präsent.

Impressionen