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Hinter dem Vorhang

Zwei Häuser, zwei Nebengebäaude, ein Ensemble

Eine Internetrecherche führte den Bauherrn zu Uli Gassner und Peter Zarecky und ihrem Büro in Riemerling bei München. Ganz sicher war er sich aber noch nicht: Er vergab erst einmal nicht den kompletten Auftrag, sondern beauftragte eine Entwurfsstudie, um ganz sicher zu gehen, für sein Bauvorhaben – zwei Einfamilienhäuser samt Garagenbauten – auch die richtigen Architekten zu finden. Schließlich wohnt er nebenan, würde also das gebaute Ergebnis tagtäglich im Blick haben. Und er ist „vorgebildet“: Mit viel Fingerspitzengefühl renovierte er ein historisches Bauernhaus für sich und lernte dabei – das bescheinigen ihm die Architekten – viel über Baukunst, Baukultur, Architektur und Bauhandwerk. Etwa 5.000 Quadratmeter Grund stand ihm für sein neues Bauvorhaben zur Verfügung, dreiseitig eingebunden in den Ortsrand von Polling, das einst im Kurfürstentum Bayern eine geschlossene Hofmark bildete und noch heute vom einstigen Augustiner-Chorherrenstift Kloster Polling geprägt wird. Im Bebauungsplan war die übliche Voralpen-Satteldach-Typologie vorgegeben. Dem Bauherrn jedoch war wichtig, dass sich die neue Planung zeitgenössisch in das ländliche Umfeld einfügt.

Anzahl Bewohner7 Personen
Wohnfläche423 m²
StandortPolling (D)
Fertigstellung02/2016
Planungsbürogassner&zarecky architekten
Zum Profil
FotografieGregor Szinyai
Zeitlose Qualität, die gleichzeitig für ihre Zeit steht. Einklang von Ort und Umgebung, Gestalt und Funktion. Vom ersten Strich bis zur letzten Schraube.

Peter Zarecky (im Bild), Uli Gassner, Gregor Szinyai

Das Entwurfskonzept aus dem Büro Gassner & Zarecky überzeugte. Die Holzständerbaukonstruktion interpretiert die traditionelle Holzbauweise des Ortes, das ortsübliche Ziegeldach behütet die Räume und fügt sich in die Dachlandschaft der Umgebung. Die Architekten positionierten die beiden jeweils winkligen Baukörper auf der Kuhwiese mit wunderbarem Ausblick Richtung Berge. Die versetzt an der Straßenzufahrt stehenden Garagen schirmen die zwei Einfamilienhäuser ab, rund um den zentralen Baum entsteht ein privater, gepflasterter Platz, auf den sich die jeweiligen Entrees beziehen. Sie sind mit einer Pergola überdacht. Eine vorgesetzte Fassade aus vertikalen, sägerauen Lärchenholzlatten umhüllt die beiden Gebäude: Sie kaschiert den vorgeschriebenen Dachüberstand sowie die unregelmäßigen Fensteröffnungen und wird zur homogenen und dabei durchlässigen Hülle. Je nach Blickwinkel, je nach Wetter, Tageslicht- und Tageszeit wirken die Häuser stets anders. Außergewöhnlich, so beschreibt es der Bauherr, fanden die Nachbarn die Anordnung auf dem Grundstück, die ihre Ausblicke erhält, statt sie zu verbauen. Und auch die Vorhangfassade wurde anfangs als gew.hnungsbedürftig und unnötig bewertet. Inzwischen allerdings sind alle überzeugt, dass die Häuser ohne ihre Hülle „nackt“ dastünden.

Impressionen