Hofhaus

Haus und Hof

Nach Jahren in Stuttgart und Basel zog es die Architekten und Bauherren zurück zu ihren Wurzeln aufs Land: Sie planten und bauten ihr Wohnhaus als zeitgemäßen Eindachhof auf dem Familiengrund.

„Wo liegt der Hotzenwald? Suchen Sie auf der Landkarte ganz im Südwesten Deutschlands. Da wo der Rhein den berühmten Knick macht und sich die drei Länder Frankreich, die Schweiz und Deutschland die Hand geben“, verrät die Website hotzenwald-schwarzwald.de. Man hätte aber auch Katja Knaus fragen können: Sie stammt von hier und hat gemeinsam mit ihrem Mann Jörg, der ebenfalls in Stuttgart Architektur studiert hat, auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Familiengrundstück in einem kleinen Weiler auf einer Anhöhe, die zu Rickenbach gehört, nun das Haus für die Familie geplant und gebaut. Gebaut? Selbstverständlich: Jörg Knaus ist gelernter Zimmerer, Katja Knaus stammt aus einer Maurerfamilie und ließ sich nach der Bauzeichnerlehre zur Architektin ausbilden. „Es war uns ein großes Bedürfnis, so viel als möglich selbst auszuführen.“ Landschaftlich ähnelt die Gegend dem Vorarlberg. Das Verständnis für Baukultur ist allerdings längst noch nicht so weit wie im österreichischen Architektur-Mekka, so Katja Knaus. Kein Dachvorsprung? Unbehandeltes Holz an der Fassade? Und die geschlossene Fassade zur Straße sieht aus wie ein Schopf…

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche205 m²
StandortRickenbach (D)
Fertigstellung07/2020
PlanungsbüroKatja Knaus Freie Architektin
Zum Profil
FotografieMarkus Guhl
Nicht nur ein Haus, sondern ein Familienprojekt. Bauherr, Architekt und Handwerker in einem – mit einer Affinität zu ehrlichen Materialien und der Verbundenheit zu Ort und Natur.

Katja & Jörg Knaus

Das jedoch war von dem Architektenpaar durchaus gewünscht: Die Kubatur des Hauses orientiert sich bewusst am regionalen Bautypus des Eindachhofs, auch Hotzenhof genannt, der Wohnen und Arbeiten unter einem Dach vereint. Angemessen fügt sich der flache, holzverschalte Bau in die Landschaft. Zur Straße zeigt sich das neue Wohnhaus geschlossen und erinnert an ein landwirtschaftliches Gebäude. Zur Südseite jedoch öffnet es sich und gibt sich als Wohnhaus plus Schuppen zu erkennen. Verbunden sind beide Bereiche durch einen Laubengang, der im traditionellen Hotzenhaus „Schild“ heißt und damals wie heute vor Wetter schützt. Ihm vorgelagert öffnet sich der großzügige Innenhof auf Blumenwiesen und Obstbäume. Der Blick reicht bis zum Bergpanorama der Schweizer Alpen. Der Betonkern im Erdgeschoss nimmt Nebenräume und die Treppe ins Obergeschoss auf. Dem Esstisch bietet er den Rücken. Platz ist zudem für das Gästezimmer sowie eine kleine Stube mit Kachelofen samt Sitzbank, der sogenannten „Chunscht“. Oben bleibt Raum für eine Spiel- und Lesegalerie sowie das Home-Office. Schlaf- und Kinderzimmer sowie das Bad liegen im Osten. Der Schuppen dient als Holz- und Werkzeuglager. Für die Stückholzheizung schlägt der Bauherr das Holz im Wald.

Impressionen