Root Down

Das Patchwork-Haus

200 Jahre Baugeschichte wurden für die Familie weitergeschrieben: So alt und atmosphärisch wie möglich, so zeitgemäß und zukunftsfähig wie gewünscht.

Ein 200 Jahre alter Bauernhof in einem kleinen Weiler in Oberbayern unweit des Starnberger Sees, gebettet in ein Dorf zwischen hochliegender Kapelle und Wirtschaft mit Maibaum: ein Idyll. Eine Sanierung in den späten 80er-Jahren und eine Patina, die statt Romantik nur als Bauschaden zu bezeichnen war: ein Alb. Es brauchte Mut auf Bauherrenseite, hier einen Ort für die große Patchworkfamilie zu erträumen. Und es brauchte Kompetenz der Architekten swa.studio aus München, das Baukunststück zu meistern, trotz unumgänglicher und umfassender Sanierung ein Domizil zu schaffen, das zwar in nahezu allen Bereichen neu entwickelt wurde und den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen entspricht, dabei aber die Qualitäten des Altbestands herausarbeitet und dessen Atmosphäre bewahrt beziehungsweise wiederherstellt. Kurz gesagt: ein Wunder.

Anzahl Bewohner6 Personen
Wohnfläche 480 m²
StandortSeeshaupt am Starnberger See (D)
Fertigstellung01/2018
Planungsbüroswa.studio
Zum Profil
FotografieSorin Morar
Wenn ein Haus den Menschen mit einer Stimmung umgibt – nicht nur mit Wänden – entsteht Architektur.

Sebastian Wiedemann

Es ist gelungen, in dem Haus lässt sich heute prima wohnen. Der Grundriss wurde neu organisiert und gro.zügig zoniert. Gelebt und gegessen wird in der Küche, die im alten Hühnerstall Platz findet. Eine Blickachse quer durch das Haus reicht bis in den Musikraum im alten Kuhstall. Die Raumaufteilung in den Obergeschossen des Haupthauses wurde hingegen weitgehend beibehalten, auch, um den alten Boden erhalten zu können. Ein Multifunktionsraum zwischen Scheune und Wohnhaus, abgetrennt durch eine Stahl-Glasfassade, verbindet und erschließt über einen Steg aus Stahl das Dachgeschoss. Neu ausgebaut bietet es dem Master-Bedroom mit einem offenen, fugenlosen Bad aus Tadelakt, einem wasserfesten mineralischen Glanzputz, Platz. In den übrigen Bereichen beschränken sich die Materialien auf gebrannten Kalk als Oberfläche für Wände und Böden, unbehandelte Hölzer wie Räuchereiche, geölten Stahl, Messing sowie Naturstein – handwerklich verarbeitet, nicht industriell. Die meisten Elemente bis hin zu den Armaturen wurden entworfen und angefertigt, auch das Beleuchtungskonzept und die Lampen wie die Lichtinstallation in der Scheune sind eigens entwickelt. Denn, da waren sich Bauherren und Architekten sicher, eine Sanierung des alten Gemäuers mit herkömmlichen, „modernen“ Materialien hätte den Charme nicht wiederbelebt. Atmosphäre entsteht vielmehr durch den Transfer und die Übersetzung der Qualitäten des Altbaus in einen zeitgemäßen Entwurf.

Impressionen