Turmhaus an der Schaar

Der Wachtturm

Auf einem vermeintlich unbebaubaren Restgrundstück entwickeln sich 122 Quadratmeter Wohnfläche viergeschossig in die Höhe. Außen folgen sie den strengen baurechtlichen Vorgaben, innenräumlich offerieren sie wohnliche Großzügigkeit.

Der Rhein trennt als Gemeinde- und Staatsgrenze den Ort Buchs im Kanton St. Gallen vom Fürstentum Liechtenstein. 247 Quadratmeter ist das Grundstück klein, das Mirko Schneeweiss und Thomas Keller, die Kaundbe Architekten 1998 als Aktiengesellschaft sowohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein gründeten, hier erwarben. Nicht, um dort zu wohnen. Sondern um zu beweisen, dass qualitativ hochwertiger und ästhetisch ansprechender Wohnraum auch auf einer Restfläche entstehen kann. Mit dem Thema „nachhaltige Verdichtung“ kennen die beiden sich schließlich aus: Bereits 2006 realisierten sie in Buchs ein Turmhaus, das heute von einem Künstlerpaar bewohnt wird.

Anzahl Bewohner1 Person
Wohnfläche121,9 m²
StandortBuchs (CH)
Fertigstellung10/2019
PlanungsbüroKaundbe Architekten AG
Zum Profil
FotografieJoshua Loher
Uns macht Bauen Spaß.

Mirko Schneeweiss (im Bild), Thomas Keller

Tatsächlich galt der Grund als unbebaubar, die Lage im südlichen Teil von Buchs zwischen der Quartierstraße, einem Bach und angrenzenden Nachbargebäuden ist herausfordernd. Der sechseckige, annähernd dreieckige Grundriss des Hauses reagiert auf die baurechtlichen Grenz-, Straßen- und Gewässerabstände und nutzt die ähnlich dreieckige Parzelle sowohl optials auch maximal: Als Wachtturm direkt neben der Brücke markiert das viergeschossige Gebäude städtebaulich den Eingang zum neu entstandenen Wohnquartier an der Räfiserhalde. Von jeder Seite präsentiert der kristallförmige Monolith aus Holz sich anders: Von vorne wirkt er niedrig und gedrungen, die hintere Fassade ist schmal und hoch. Mal erinnert er an die regional typischen Holzhäuser mit Giebeldach, ein paar Schritte weiter verwandelt er sich in einen Turm in eindeutig heutiger Architektursprache. Auf 48,2 Quadratmetern Grundfläche streckt sich das Haus in die Höhe, der Windfang aus Kupfer betont den Eingang. Platzsparend schmiegt sich das Treppenhaus in die schmale Gebäudespitze, das dreieckige Treppenauge öffnet sich über zwölf Meter und schafft Großzügigkeit auf engem Raum. Natürliches Licht flutet den Koch- und Essbereich im Hochparterre, das große Eckfenster lenkt den Ausblick in den Garten, der vom Bach begrenzt wird. Über das Obergeschoss, in dem Schlafzimmer und Bad liegen, gelangt man in den Wohnraum im Dachgeschoss, viereinhalb Meter öffnet er sich bis unter das Dach, die eingeschnittene Terrasse orientiert sich gen Südosten und ist vor Einblicken geschützt. Im natürlich belichteten Untergeschoss finden ein Hobbyraum mit Nasszelle sowie ein Abstellraum und die Haustechnik Platz. Das Haus wurde als Holzrahmenbau aus vorgefertigten Elementen erstellt, vorvergraute Latten umhüllen. Fichtenholz wurde für Wände und Decken verwendet, der Bodenbelag aus Fließestrich harmoniert. Die Bodenheizung wird über eine Wärmepumpe mit regenerativer Energie gespeist.

Impressionen