Wohnhaus mit Weitblick

Architektur- und Ingenieurbaukunst

Architektonisch anspruchsvoll, ingenieur- bau- und energietechnisch optimiert: zwei Disziplinen unter einem Dach

Der Bauherr ist Bauingenieur, Tragwerksplaner und leidenschaftlicher Architekturliebhaber: Seit seinem Studium träumt er von einem eigenen, „außergewöhnlichen Architektenhaus“, bei dem seine filigranen Tragwerksentwicklungen in die Architektur integriert und wirtschaftlich umgesetzt sind. Er sammelte Ideen, erarbeitete Skizzen und fand in Münnerstadt ein Grundstück mit unverbaubarem Blick auf den Waldrand. Und er beauftragte einen befreundeten Architekten mit der Planung: Stefan Schlicht, der mit seinem Büropartner Christoph Lamprecht das Büro Schlicht Lamprecht im unterfränkischen Schweinfurt führt. Eine klare Komposition aus geometrischen Körpern entspricht den Wohnvorstellungen der jungen Familie. Die flächenbündige Fassade lebt vom Wechselspiel aus strukturiertem, in Besenstrichtechnik aufgetragenem Putz und lichtdurchlässigen, vertikal geschlitzten Lärchenholztafeln, die ähnlich einem Fensterladen zu öffnen sind, wo gewünscht und notwendig. Das Gebäude wird mittig betreten, eine raumhohe Pendeltür verbindet die Diele mit dem Wohn- und Essbereich, der Blick fällt durch die Panoramaverglasung über die Terrasse hinweg auf den Hegholzer Wald am Rand des Ortes. Einbauschränke bilden eine raumbildende und bei Bedarf zu öffnende Wand vor den Nebenräumen. Die am Ende des großen Wohnbereiches angeordnete Küche mit zentralem Küchenblock schließt den Wohnraum ab.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche314 m²
StandortMünnerstadt (D)
Fertigstellung06/2018
PlanungsbüroSchlicht Lamprecht Architekten
Zum Profil
FotografieStefan Meyer
Wenn man mit dem eigenen Tun einen gesellschaftlichen Mehrwert leisten kann, ist vieles erreicht.

Stefan Schlicht, Christoph Lamprecht

Die Quader der beiden südwestlich ausgerichteten Geschosse sind versetzt, der obere kragt um 3,30 Meter aus. Er beschirmt somit die südwestorientierte Terrasse und verschattet die großzügige Verglasung des offenen Ess- und Wohnbereichs. Eine Natursteinmauer hilft, das Obergeschoss zu tragen. Ein Vorhang am Rand der Auskragung sorgt für Schutz. Die eindrucksvoll leichte Stahltreppe aus Rohstahlplatten stellte eine besondere statische Herausforderung an den Bauherrn. Ihre Kragstufen führen in den Spielflur im Obergeschoss, eine Schrankwand mit Dreh- und Schiebetüren versteckt den Elternbereich, das Büro und die Schlafräume der Kinder und führt auf die Dachterrasse mit Blick auf den Ort. Das Tragwerk des weitgespannten Stahlbetonskelettbaus wurde bereits bei der Formfindung möglichst unsichtbar, filigran und baumassenreduziert in den Architektenentwurf integriert. Die Wahl regionaler Materialien ermöglichte einen wirtschaftlichen und schnellen Bau und sorgt für den wartungsarmen Unterhalt des Gebäudes. Unterzugsfreie Flachdecken lassen eine flexible Nutzung der Grundrisse und Anordnung der Trennwände zu. Die über 20 Meter stützenfreie Auskragung des Obergeschosses wird durch drei wandartige Träger in Verbindung mit der Gewölbetragwirkung der Dachdecke erzielt.

Impressionen