Hof B

Der Schatz im Traunviertel

Respektvoll gingen die Architekten mit dem historischen und in seiner Ursprünglichkeit erhaltenen Vierkanter um. Heute ist der Hof zeitgemäßer Lebensraum für eine Familie.

Auch wenn Anna Moser und Michael Hager vor allem von Linz aus arbeiten, sind die beiden häufig in ländlichen Gegenden tätig: Seit Gründung von Moser und Hager Architekten 2011 beschäftigt sich das Team intensiv mit dem Umbau und der Renovierung von sogenannten Vierkantern. „Höfe“, so steht es auf der Homepage zu lesen, „sind unsere Leidenschaft!“ Und ihre Visitenkarte: Die Bauherren kannten einen Umbau des Büros und beauftragten Anna Moser und Michael Hager. Das Kompliment geben die beiden heute zurück: „Wir hatten das Glück, Kunden gefunden zu haben, die wir mit jeder Entscheidung begeistern konnten. Mutig, offen und entscheidungsfreudig!“

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche330 m²
StandortDietach (A)
Fertigstellung01/2021
PlanungsbüroMoser und Hager Architekten ZT GmbH
Zum Profil
FotografieGregor Graf
Die Spuren der Zeit machen das vorgefundene Objekt und dessen Material lebendig. Dieses bildet mit den kontrastierenden Interventionen ein sinnliches Wechselspiel an stofflicher Präsenz

Anna Moser, Michael Hager

Der historische Vierseithof, den die Familie seit Beginn dieses Jahres zu viert bewohnt, liegt in Dietach im oberösterreichischen Traunviertel. Als klassischer Vierkanter entsprechen sich die Linienführungen der First-, Trauf- und Fassadenkanten, die Bautrakte sind gleich hoch und treten allseits mit abgewalmten Dächern in Erscheinung. In der etwa 200-jährigen Geschichte des Hofs wurden die Grundstruktur und die äußere Erscheinung kaum verändert: Der sogenannte Hausstock, das ist der ursprüngliche Wohnbereich im Hof, weist Richtung Norden, im Uhrzeigersinn folgen Kuh- und Schweinestall sowie die Tenne. Ein kleiner Hofbereich mit Gewölbe verbindet die Durchfahrt mit dem Hausstock. Die Bauherren wünschten sich, den über längere Zeit leerstehenden Wirtschaftshof als zeitgemäßes Wohnhaus zu nutzen. Und das, so wünschten es die Architekten, ohne den ursprünglichen Charakter des Vierkanters zu zerstören, obwohl sämtliche Raumnutzungen verändert wurden. Die Unberührtheit, so erzählt Anna Moser, erschien den Architekten wie ein wertvoller Schatz, den es zu hüten und zu erhalten galt. Sie entschieden sich daher, die Qualität und die Merkmale der einzelnen Bereiche und Strukturen freizulegen und auf die Wirkung der ursprünglichen Ästhetik zu vertrauen. Der Altbestand wurde kernsaniert und statisch unterfangen. Der neue Gebäudeteil wurde als Holzriegelkonstruktion mit hinterlüfteter Fassade in den Bestand eingefügt. Als Kontrast zu dieser respektvollen und der Tradition verbundenen Sanierung positionierten Moser und Hager jedoch einen eindeutig heutigen, kubischen, eingeschossigen Baukörper aus Glas und Spiegelglas in der Tenne: Sprichwörtlich reflektiert er die Erneuerung. Auch die Energieversorgung folgt einem verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen: Als Wärmequelle dient eine Luftwärmepumpe, Photovoltaikelemente sorgen für die Stromversorgung, und die Abwässer werden in eine gemeinschaftliche Kläranlage abgeführt.

Impressionen