Villa NEO

Aufgesetzt

Radikal wohnlich: béton brut im Wald

Es gehört vermutlich nicht zur klassischen Akquise, wenn zwei junge Architekten einem Bauherrn, der sich ein Einfamilienhaus planen und bauen lassen will, offen und ehrlich sagen, dass eine solche Aufgabe nicht zu den Stärken ihres Büros zählt und andere deutlich mehr Erfahrung in diesem Bereich haben. Es gehört vermutlich aber auch nicht zu einem klassischen Bauherrn, sich davon nicht abhalten zu lassen und den Auftrag zu vergeben. Bereut haben Bauherr und Architekten ihren Starrsinn beziehungsweise Mut jedenfalls nicht: Angefangen mit der Grundstückssuche haben Querkopf-Architekten – Nomen est Omen – eine beeindruckend radikale und dabei komfortable und wohnliche Villa realisiert.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche403 m²
StandortRosengarten (D)
Fertigstellung05/2019
PlanungsbüroQuerkopf GmbH & Co.KG
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FotografieFrank Löschke
Wie eine aus Stein gemeißelte Skulptur verwirklicht sich hier die Vision einer modernen Villa, die klassische Regeln abstrahiert und neu interpretiert.

Fionn Mögel, Wasfy Taha

Sie liegt in Rosengarten, einer Gemeinde, die im Norden an Hamburg grenzt, auf gut 2000 Quadratmeter großem Grund. Die richtige Positionierung des Hauses auf dem stark bewaldeten, seitlich abfallenden Grundstück war allerdings schwerer als gedacht: Zuwegung und Belichtung galt es mit den großen Buchen und Eichen in Einklang zu bringen. Die Architekten Fionn Mögel und Wasfy Taha, die seit 2005 gemeinsam an Projekten in der Schweiz und in Dubai arbeiteten und 2011 in Hamburg ihr Büro gründeten, entwickelten einen gestaffelten winkelförmigen Bau, der sich vom Norden des Grundstücks gen Süden in die Tiefe öffnet. Imposante V-förmige Stützen tragen das aufgeständerte Obergeschoss aus Sichtbeton, das Erdgeschoss öffnet sich großzügig in den Garten. Auch hier bewiesen Bauherr und Architekten Mut: Als «unbaubar» erklärten Statiker und Baufirma das Vorhaben, eine 10 Zentimeter dünne Ortbetonfassade ohne Dehnungsfugen mit rahmenlosen Fenstern und unter Einhaltung der EnEV umzusetzen. Sie hatten unrecht. Die Wege im Haus sind effizient: Alle Räume des Erdgeschosses sind miteinander verbunden und bis auf die Nordfassaden großflächig verglast. Das Obergeschoss zeigt sich geschlossen und sorgt für ein hohes Maß an Privatsphäre.

Impressionen