Haus im Wald

Almhütte 2.0

Auf 1600 Metern Höhe, für sechs Monate im Jahr und auf 35 Quadratmetern Wohnfläche wünschte sich das Bauherrenpaar ein Refugium in Alleinlage. Sie bekamen ein kleines und dabei komplexes Traumhaus.

„Das Besondere beim Entwerfen eines Einfamilienhauses im Gegensatz zu anderen Bauvorhaben“, findet Igor Comploi, „ist die fast schon „intime“ Zusammenarbeit mit den Bauherren, um Ideen und Bedürfnisse in Einklang zu bringen und so zu einem Resultat zu kommen, das den Architekten wie die Bewohner im Idealfall erfüllt. Bei diesem Bauvorhaben verlief alles im Einklang. Bis auf kleine Zufahrtsprobleme aufgrund der Lage und längere Wartezeit auf Infrastrukturanschlüsse klappte alles reibungslos.“ Seit einigen Jahren wählen wir Häuser von den Südtiroler Architekten Dr. Igor Comploi und Dr. Thomas Mahlknecht, die von Sankt Ulrich und Brixen aus arbeiten, für die Häuser des Jahres aus. Auch das junge Bauherrenpaar kannte Projekte und beauftragte das Team von Architekten Mahlknecht Comploi mit dem Entwurf eines 35 Quadratmeter kleinen Hauses, das sie zu zweit von Mai bis Oktober bewohnen wollten: Sie wünschten sich die Neuinterpretation einer Almhütte, auf 1600 Meter Meereshöhe, oberhalb des vom Tourismus stark geprägten Dorfes Sankt Ulrich im Grödnertal, um „den Alltag hinter sich zu lassen und die Ruhe zu genießen“, erinnert sich IgorComploi. Das können sie heute: Abgeschieden und idyllisch, gebettet in Wald und Wiesen steht das kleine Holzhaus am Hang, mit Blick Richtung Ort und auf die Seiser Alm.

Anzahl Bewohner2 Personen
Wohnfläche35 m²
StandortSt. Ulrich (I)
Fertigstellung06/2020
PlanungsbüroArchitekten Mahlknecht Comploi
Zum Profil
FotografieThaddäus Salcher
Durch Auflösung der konventionellen Raumaufteilung können spannende Blickbeziehungen entstehen. Die Verwendung von Holz steht im Vordergrund und verbindet handwerkliche Tradition mit Innovation.

Igor Comploi, Melanie Marmsoler, Thomas Mahlknecht, Lukas Stuffer, Luca Perathoner

Die Stirnseite wirkt abweisend. Wer sich dem Haus nähert, blickt auf eine geschlossene Fassade, nichts verrät das Bauwerk hier von seiner inneren Komplexität. Tatsächlich aber gruppieren sich die erforderlichen Räume – Küche, Wohnbereich, Bad sowie ein größeres und ein kleines Schlafzimmer – um einen offenen Innenhof, der die Räume auf Abstand hält, Blicke zulässt und die Natur ins Haus holt. Der instabile Untergrund erforderte eine solide Fundamentausbildung. Der darauf aufsitzende Holzständerbau wurde in der Werkstatt vorgefertigt und innerhalb eines Tages an der Baustelle montiert. Vertikale, schwarz lasierte und sägeraue Fichtenbretter binden das Haus in seine Umgebung ein; die zweiseitig, nach Süden und nach Westen orientierte, umlaufende überdachte Terrasse verbindet es mit ihr. Auch im Inneren wurden lokale Materialien verarbeitet: Der Boden, die Wände und die Decke wurden mit sägerauen Fichtenbrettern ausgekleidet. Nur im kleinen Bad veredelt eine Spachteltechnik. Der Schlafraum wurde mit Nadelfilz an Wand und Decke ausgekleidet.

Impressionen