Nachhaltigkeit

Das Korkenzieherhaus

Nachhaltig wohnen in moderner Architektur? Aber natürlich!

Städtebau, Wohnhochhäuser, Museen, Ausstellungsbauten, Einkaufszentren – das Portfolio von Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronc, die in leitenden Positionen bei internationalen Architekturbüros in der Schweiz, Großbritannien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gearbeitet haben, ist groß. Als die beiden in Berlin ihr Büro rundzwei gründeten, stellten sie Research und Design als zwei zentrale Parameter in den Vordergrund: Raum, Materialität, Ressourcen, lokale Geschichte und die Umgebung sollten mit anspruchsvollem Design verbunden werden. Bei diesem eher kleinen Auftrag für ein Einfamilienhaus in Berlin-Staaken kam vor allem auch noch das Bauen mit natürlichen Baustoffen dazu: Die Architekten kombinierten rauen Stampfbeton mit einer Korkfassade, durchbrochen von großen Fensterflächen, und viel Holz im Inneren und verfolgten das Cradle-to-Cradle-Prinzip, das heißt, eine konsequente Kreislaufwirtschaft.

Anzahl Bewohner3 Person
Wohnfläche248 m²
StandortBerlin (D)
Fertigstellung06/2018
Planungsbürorundzwei Architekten BDA
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FotografieGui Rebelo
Kork als natürlich nachwachsender Rohstoff kann mehr als nur die Weinflasche verschließen.

Marc Dufour-Feronce, Andreas Reeg

Nachhaltigkeit war jedoch nicht die einzige Herausforderung, der sich die Architekten stellen mussten. Auf dem Grundstück war baurechtlich nur ein Vollgeschoss erlaubt, der Bauherrin hätte das jedoch nicht gereicht. Ein Teil des Hauses wurde daher unter die Erde verlegt. Von diesem Untergeschoss aus staffeln sich Teilgeschossflächen um das zentrale Treppenhaus und entwickeln sich spiralförmig in die Höhe – wie ein Korkenzieher. Das Haus ist für drei Personen geplant. Im Gebäudesockel befindet sich zusätzlich zu den Ebenen für Wohnzimmer und Küche ein Schlafbereich mit direktem Zugang zum Außenpool. Die umlaufende Treppe erschließt die kleineren Räume im oberen Geschoss. Sie sind teilweise untereinander verbunden und könnten zukünftig auch als separate Studio-Apartments genutzt werden. Das Material für Dach und Fassade sollte nachhaltig, diffusionsoffen und natürlich sein, gleichzeitig hoch wärmedämmend und in der Lage, Tropfgeräusche bei Regen zu mindern. Genau diese Anforderung brachte die Architekten dank einer portugiesischen Mitarbeiterin auf die Idee, Korkplatten zu verwenden: Das Naturprodukt hat sehr gute Dämmwerte und ist beständig gegen Witterung und Schimmel. Die unterste Wohnebene wurde aus Stampfbeton gefertigt. „Wie ausgegraben“ soll der Gebäudesockel wirken, erläutert Architekt Andreas Reeg. Der jahrhundertealte Baustoff wurde traditionell schichtweise eingebracht und in Handarbeit verdichtet. Die Fassaden-, Innenwand-, Decken- und Dachkonstruktionen des oberen Geschosses sind in Holzständer- und Rahmenbauweise ausgeführt, auch die Fenster sind aus Holz. Gipsfaserplatten aus recycelten Papierfasern und diffusionsoffene Anstriche sorgen für ein angenehmes, natürlich reguliertes Raumklima. Zur Holzbehandlung der Decken und Böden kamen natürliche Öle zum Einsatz. Durch die Integration eines Schichtenspeichersystems und Solarpaneelen ist die Wärmeversorgung des Hauses nahezu autark.

Impressionen