Haus D

Das Langhaus

Less is more: Leicht und ma.st.blich fügt sich die kostengünstige und nachhaltige Stahlskelettkonstruktion in die Landschaft.

Ein Langhaus, das weiß das Lexikon der Weltarchitektur, ist „bei einer nicht zentral angelegten Kirche (→ Zentralbau) der langgestreckte Bauteil zwischen → Fassade und → Vierung oder → Chor. Das L. kann ein- oder mehrschiffig, basilikal oder als Halle ausgebildet sein.“ Ganz abgesehen davon, dass Wikipedia das Langhaus schlichtweg als „langgestreckte Hausform“ vorstellt, „in der eine Familie oder mehrere Familien gemeinschaftlich zusammenleben“, kann ein solcher Bau auch so beschrieben werden: als richtig, sinnhaft und schön. Das nämlich ist es, das Langhaus in Oberberg im Oberbergischen Kreis im Süden Nordrhein- Westfalens. Ganz in der Nähe hatten die Architekten Jakob Dürr, Jahrgang 1980, und Sven Aretz, Jahrgang 1988, die 2019 in Köln ihr Büro Aretz Dürr Architektur gründeten, bereits ein Haus gebaut und die Bauherren überzeugt. „Nach ersten Gesprächen“, erinnert sich Sven Aretz, „waren wir uns schnell einig und haben mit der gemeinsamen Arbeit begonnen.“

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche195 m²
StandortNürnbrecht (D)
Fertigstellung04/2019
PlanungsbüroAretz Dürr Architektur
Zum Profil
FotografieLuca Claussen
Eine Architektur, die sich auf das Notwendige beschränkt, um das Bestmögliche zu erreichen.

Sven Aretz, Jakob Dürr

Entwurfsaufgabe war es, ein kostengünstiges und nachhaltiges Haus zu errichten, das die Landschaft in den Wohnraum einbezieht und überdachte Außenbereiche für verregnete Sommertage bietet. Für Oberberg typisch, hebt ein massiver Sockel aus Stahlbeton die Räume zum Schutz gegen die Witterung leicht über das leicht geneigte Hanggrundstück. Darauf sitzt eine elegante und dabei unprätentiöse Konstruktion aus Stahl- und Holzskelettbauweise auf, die reversibel gefügt wurde. Die Haupträume nehmen die gesamte Breite ein und reihen sich längs hintereinander: Der Wohnbereich begrenzt das Haus im Süden, Garage und Abstellräume liegen im Norden. Die Auskragung des Giebeldachs richtet sich nach den Sonnenständen: Im Sommer schützt sie den Wohnraum und die längsseitig vorgelagerte Veranda vor Überhitzung. Auch die hinterlüftete Dachhaut aus feinstrukturiertem Wellblech schafft sommerlichen Wärmeschutz, zusammen mit den großformatigen Dachfenstern kühlen die Räume nachts effektiv aus. Im Winter sorgt die Zweifachverglasung für solare Wärme und aktiviert den schwimmenden Zementestrich als Nachtspeicher. Großzügig reicht der Wohnraum in der Gebäudemitte bis unter das Dach. Aus dem zentralen Gemeinschaftsbereich erschließt eine Treppe die Schlafzimmer und das Bad der Kinder im Obergeschoss sowie die Räume der Eltern. Ein Stahlsteg mit lichtdurchlässigem Gitterrost verbindet die beiden voneinander getrennten Bereiche, er mündet auf der Galerie. Die schlanken Holzbalken der Zwischendecken und des Dachs blieben sichtbar und verleihen dem Raum mit seinem technoiden Charme eine wohnliche Atmosphäre. Der geglättete Estrich wurde imprägniert und kommt ohne weitere Beläge aus.

Impressionen