Steinhaus in Surlej

Der Findling

Neue Perspektiven: Expressiv entwickelt sich das Haus aus der Landschaft.

Surlej ist ein Ortsteil der Oberengadiner Gemeinde Silvaplana im Kanton Graubünden. Heute leben etwa 170 Einwohner ständig in der Gemeinde, in der deutsch und rätoromanisch gesprochen wird. Surlej ist zudem bei Zweitwohnungsnutzern beliebt, von denen die meisten italienisch sprechen. Hier wollte der Bauherr ein Steinhaus bauen. Bei den Architekten, die er damit beauftragte, war er sich sicher: Renato Maurizio, der nach einigen Berufsjahren in Zürich 1981 sein Büro in Maloja im Bergell gründete, und Reto Maurizio, Jahrgang 1976 und seit 2002 im Unternehmen tätig, hatten bereits 2009 ein Steinhaus für die Schwester des Bauherrn gebaut. Das Haus gefiel ihm so gut, dass er ebenfalls ein Steinhaus wünschte. Einzige Bedingung: Seines sollte schöner werden als das seiner Schwester. Was aus seiner Sicht, so berichten die Architekten, absolut gelungen ist.

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche205 m²
StandortSurlej-Silvaplana (CH)
Fertigstellung08/2018
PlanungsbüroRenato Maurizio Architekten
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FotografieGiancarlo Gardin
Die Form des Baukörpers sowie die Bruchsteine des massiven Mauerwerks zeigen die Verwurzelung mit dem Ort: Ein Haus wie ein Stein als Teil der Natur.

Renato Maurizio, Reto Maurizio

Das neue Steinhaus ist optisch als kräftiger und kompakter Monolith konzipiert, es erinnert an einen mächtigen Steinblock, der dem Boden zu entwachsen scheint. Von den Engadiner- und Bergellerhäusern mit ihren glatt verputzten Fassaden in den Dorfkernen setzt es sich deutlich ab. Zu seiner unregelmäßigen Gebäudeform inspirierte die Architekten die Topografie, wichtig war Reto und Renato Maurizio zudem, eine charaktervolle Form zu schaffen, die aufgrund ihres polygonalen Grundrisses je nach Blickwinkel unterschiedlich wahrgenommen wird: Mal wirkt das Haus wuchtig und breit, mal schmal und schlank, mal erscheinen die Fassaden perspektivisch verkürzt. Licht und Schatten auf den Oberflächen und Spiegelungen an den Glasflächen der Fenster verstärken die Expressivität des Baukörpers. Bewusst wurden die Materialien ausgesucht: Bruchsteine vom benachbarten Julierpass wurden ohne große Nachbearbeitung für die Fassaden verwendet, das Lärchenholz stammt aus dem umliegenden Wald. Es wurde – wie alle Baustoffe – roh verbaut und kann im Laufe der Zeit würdevoll altern. Im Inneren reihen sich die dienenden Funktionen entlang der Nordostseite aneinander: Garage, Eingang, Treppe und Nasszellen. An der südwestlichen Seite sind im Erdgeschoss der Wohn-, Ess- und Kochbereich und im Obergeschoss die Schlafräume untergebracht. Die Innenräume sind zurückhaltend, sie kommen mit wenigen Materialien und Farben aus: Weiße, mit Kalk gestrichene Wände und Decken harmonieren mit Natursteinböden aus geflammten Granitplatten und Einbaumöbeln aus Lärchenholz. Geheizt wird das Haus mit erneuerbarer Energie durch eine Wärmepumpe mit Erdsonden.

Impressionen