Holsteinische Schweiz

Haus am See

Ein ökonomisches, ökologisches und wohnliches Haus ersetzt die Scheune

Als Holsteinische Schweiz wird das östliche Hügelland Holsteins bezeichnet. Die reizvolle, abwechslungsreiche Jungmoränenlandschaft entstand während der Weichseleiszeit: Kleinere Waldgebiete wechseln sich mit Ackerflächen ab, die durch sogenannte Knicks – Wälle – gegliedert sind. Mehrere Seen befinden sich zwischen niedrigen Hügeln. Einst vor allem landwirtschaftlich genutzt, sorgt der Strukturwandel jedoch auch hier für die Umwandlung von Bauernhöfen zu Wohnhäusern: Das Wohnhaus mit Tenne wird ebenso wie der ehemalige Schweinestall seit Jahren bewohnt, nun wurde auch die marode Scheune, ein giebelständiges Fachwerkhaus mit geringem Dachüberstand, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Bauherrin ist die Architektin selbst.

Anzahl Bewohner2 bis 10 Personen
Wohnfläche250 m²
StandortHolsteinische Schweiz (D)
Fertigstellung01/2019
PlanungsbüroSKA SIBYLLE KRAMER ARCHITEKTEN BDA
Zum Profil
FotografieSybille Kramer, Robert Grischek
Zunehmende Vertrautheit mit dem Ort formte das Haus fast von allein. Individuelle Details zitieren die ehemalige Scheune.

Sibylle Kramer

Sibylle Kramer, die in Hamburg das Büro SKA SIBYLLE KRAMER ARCHITEKTEN leitet, war es wichtig, behutsam mit der ehemaligen Hofanlage umzugehen und ihren ortstypischen, ländlichen Charakter zu erhalten. So entspricht das neue Wohnhaus in seiner Kubatur exakt der alten Scheune, auf Gauben und Balkone wurde verzichtet, um die einfachen und klaren Konturen aufzunehmen. Eine umlaufende, horizontale Sichtfuge gliedert die vertikale Schalung, sie erinnert an die Führung von Scheunentoren. Das Pfettendach erhielt eine scheunentypische Deckung aus Zinkblech mit Stehfalz. Auch die Wahl des Materials entspricht dem ehemaligen Ökonomiegebäude: Das neue Haus ist ressourcenschonend und werkstoffgerecht als vorgefertigter diffusionsoffener, zellulosegedämmter Holzrahmenbau entstanden, die Fassade ist mit heimischer Weißtanne verkleidet. Zeitgemäß hingegen ist der Anspruch an die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: Eine innovative Luft-Wasser-Wärmepumpe heizt im Winter und kühlt im Sommer, eine Fußbodenheizung in den drei Etagen gewährleistet ein komfortables Behaglichkeitsempfinden in allen Räumen. Die hohe Luftdichtheit der Geb.udehülle minimiert zudem die Wärmeverluste und übererfüllt die aktuellen Anforderungen der EnEV. Im Inneren sind die Wände des großen Wohnraums und die Einbauten aus lasiertem, heimischem Fichtenholz gestaltet, der Boden ist aus geschliffenem Estrich. Im Obergeschoss und im Spitzboden kehrt sich das Prinzip um: Geöltes Eichenholz ist auf dem Boden verlegt, weiße Wandflächen reflektieren das Licht. Im ganzen Haus bleiben die Pfetten und die Brettstapeldecke als konstruktive Elemente sichtbar. Erdgeschoss und Obergeschoss sind mit einem Kaminofen ausgestattet, der es in den Übergangszeiten erlaubt, auf eine weitere Beheizung zu verzichten. Das Brennholz stammt aus dem zum Grundstück gehörigen Bruchwald. Ein Auffangbehälter sammelt das Regenwasser der Dachflächen und dient als Reservoir in den trockenen Perioden des Jahres. Die Ausführung der Baumaßnahme wurde fast vollständig an ortsansässige Handwerker vergeben.

Impressionen