Haus Engel

Schwer ist leicht was

Helle Ziegelschlämme verleiht der Villa mediterrane Leichtigkeit, das skulpturale Formenspiel sorgt für sakrale Wohnlichkeit.

„Es sind die Bilder, die zählen, nicht die Pläne, nicht die Daten, nicht die Namen der Architekturbüros. Bilder lassen ein Bauwerk leuchten oder lassen es versinken ... Man kann also seinen Architekturfotografen nicht sorg- fältig genug auswählen“, schreibt der Juryvorsitzende Peter Cachola Schmal in seiner Laudatio auf Seite 79 anlässlich des dieses Jahr erstmals vergebenen Preises „Fotograf des Jahres“. Und auch wenn er 2021 nicht an Roland Halbe geht, verdanken wir dem renommierten Fotografen nicht nur die strahlenden Fotos dieses Hauses auf der Schwäbischen Alb, sondern auch das Projekt selbst: „Der Stuttgarter Architekturfotograf Roland Halbe“, heißt es aus dem renommierten Architekturbüro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, „schlug vor, uns für das ursprünglich geplante Renovierungsprojekt zurate zu ziehen. Er hat nicht nur einen Großteil unserer Gebäude sehr schön abgelichtet, ihm verdanken wir auch die Vermittlung des Auftrags für das Haus auf der Schwäbischen Alb. Dem Bauherrenpaar gefiel die Diözesankurie in Rottenburg gut, insbesondere deren geschlämmte Fassade.“ Dass mehrere Anläufe nötig wurden, um mit der Schlämme die gewünschte Färbung und Struktur des Vorbildes zu erreichen – die Ziegelmischung des Rottenburger Projekts war leider nicht mehr erhältlich –, war bei der Auftragsvergabe allerdings noch nicht abzusehen. Klar war zu Beginn der guten und intensiven Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauherrschaft auch noch nicht, dass es sich nicht lohnen würde, das alte Gebäude, das sich auf dem Grundstück befand, zu renovieren und zu erweitern. „Wir untersuchten parallel dazu die Möglichkeit eines Neubaus, wobei sich herausstellte, dass ein solcher einfacher zu realisieren war und das Programm besser umgesetzt werden konnte.“ Sicher war jedoch, dass das neue Haus für die fünfk.pfige Familie so angenehm wie möglich gestaltet sein sollte, ohne das parkähnliche Grundstück seiner Schönheit zu berauben.

Anzahl Bewohner5 Personen
Wohnfläche420 m²
StandortBalingen (D)
Fertigstellung06/2020
PlanungsbüroLRO Lederer Ragnarsdóttir Oei GmbH & Co. KG
Zum Profil
FotografieRoland Halbe
Kleine und zugleich feine Entwurfsaufgaben in der Architektur gleichen der Komposition von Impromptus in der Musik.

Marc Oei, Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir

Man nähert sich dem Gebäude von Süden über eine steile Wiese, die im Norden an einem Waldsaum endet. Das Haus liegt quer zum Hang, es ruht auf einem Sockel, der die Garage und Nebenräume aufnimmt. Eine außenliegende, einläufige Treppe erschließt das Wohngeschoss über den nach Westen orientierten Eingang. Raumhohe Glasschiebetüren belichten das großzügige Wohn- und Esszimmer sowie die Küche von zwei Seiten: Nach Süden öffnen sie sich auf einen geschwungenen Balkon, nach Norden auf den nicht einsehbaren Freibereich mit Schwimmbad, Laube und Gartenpavillon. Platz finden zudem die Bibliothek und ein Gästeapartment, im Geschoss darüber liegen die Schlafräume. Die helle Schlämme der vorgesetzten Ziegelschale korrespondiert im Inneren mit Sichtbetondecken. Bewusst blieb die Bretterschalung sichtbar. Weiße Einbaumöbel sorgen für Wohnlichkeit und entsprechen dem heiteren Charakter des Hauses.

Impressionen