Haus Wannsee

Auf den zweiten Blick

Ein Abriss des zu kleinen und zu unkomfortablen historischen Hauses kam nicht in Frage. Ein von der Straße kaum zu erkennender Pavillon sorgt im Garten für zeitgemäßen und großzügigen Raum.

Von Beginn an war den Bauherren bewusst, dass ihr neues Haus aus den 30er- Jahren mit seiner Grundfläche von 73 Quadratmetern für die vierköpfige Familie zu klein ist. Klar war auch, dass saniert und umgebaut werden musste: Der Garten, das Herzstück des neuen Eigenheims am Wannsee, war nur schwer über Treppen aus dem viel zu klein geratenen Wohnzimmer erreichbar, die Deckenhöhe von 2,50 Meter war erdrückend. Die erste und entscheidende Frage an die Bauherrenfamilie, die Markus Bonauer und Michael Bölling, die gemeinsam in Berlin ihr Büro BBPA Bonauer Bölling Partnerschaft von Architekten mbB führen, war daher die, ob das alte Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Es sollte nicht – aus wirtschaftlichen Gründen, ebenso wie aus nachhaltigen.

Anzahl Bewohner4 Personen
Wohnfläche184 m²
StandortBerlin (D)
Fertigstellung11/2019
Planungsbüro2D+ / Bonauer Bölling Partnerschaft von Architekten mbB
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FotografieMarkus Bonauer, Michael Bölling
Das Haus Wannsee zeigt, dass es nicht immer ein Neubau sein muss – auch ein Anbau an ein altes Haus kann zum maßgeschneiderten Platz für die eigenen Wohnwünsche werden.

Markus Bonauer (im Bild), Michael Bölling

Und natürlich sollte auch der Charme des Altbaus mit Walmdach, Kastenfenstern und Kalkputz unbedingt erhalten werden. Daher ergänzt heute ein eindeutig heutiger, 90 Quadratmeter großer Anbau. Das bestehende Wohnhaus wurde ertüchtigt und im Inneren neu organisiert: Es ist Rückzugsort und nimmt die Bäder, Schlafzimmer sowie die Bibliothek auf, die über breite Stufen mit der 80 Zentimeter abgerückten neuen Wohnhalle verbindet. Alt und neu sind jedoch nicht nur funktional klar voneinander getrennt, sie sind es auch formal. Von der Straße aus besehen, hat sich an dem alten Haus, das ganz bescheiden seitlich erschlossen wird, nicht viel verändert. Auf den zweiten Blick lugt der eingeschossige Erweiterungspavillon im Garten auf beiden Seiten hinter dem Bestand hervor, die Belichtung des Altbaus schränkt der eingeschossige Anbau nicht ein. Nahezu stützenlos legt sich das 14 Meter lange, außen mit vorgegrauter Lärchenschalung verkleidete Stahlbetonvolumen vor den Altbau. Hebe-Schiebe-Elemente sorgen für einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen und öffnen den Wohn-, Ess- und Kochbereich über die Terrasse in den Garten. Im Inneren finden die Materialien des sanierten Bestands – Holzböden und steinerne Wände – ihre Entsprechung in reduzierten Holzeinbauten, Wänden und Decken aus Sichtbeton und einem Terrazzoboden.

Impressionen