Verschwommen

Hinter grünen Mauern

Ohne sich anzubiedern, dockt der radikale Anbau an die bestehende Villa an. Die Außenwelt bildet er verschwommen ab.

Die kleine Gemeinde Vahrn liegt im Eisacktal, nördlich von Brixen. Wegen ihrer Lage zwischen der schluchtartigen Enge des Wipptales und der Talweitung von Brixen wurde sie früher von Reiseschriftstellern oft als „Tor zum Süden“ beschrieben. Tatsächlich lebten seit dem Mittelalter Gastwirte und Handwerker vom regen Fuhrwerksverkehr an der Nord-Süd-Verbindung, mit der Eröffnung der Brennerbahn im Jahr 1867 lockte der Ort bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs vornehme Gäste aus Wien, München und anderen Städten. Gut fünf Kilometer ist Brixen entfernt, wo Gerd Bergmeister und Michaela Wolf ihr Büro bergmeisterwolf architekten führen. „Unser Büro-Knotenpunkt“, so war kürzlich in einem Interview zu lesen, „ist die Modellbauwerkstatt, um die sich alles dreht: das gemeinsame Entwickeln am Modell, das Experimentieren und Forschen in unterschiedlichen Maßstäben. Modelle sind für uns Werkzeuge, sie werden zu Prototypen, an denen gearbeitet, entwickelt, im Landschaftsmodell getestet und verfremdet wird.“

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche380 m²
StandortVahrn (I)
Fertigstellung2017
Planungsbürobergmeisterwolf architekten
Zum Profil
FotografieGustav Willeit
Nicht an einem Ort sollst du bauen, sondern den Ort sollst du bauen.

Gerd Bergmeister, Michaela Wolf

Kein Wunder also, dass die beiden, die auch von Rosenheim aus arbeiten, wo Michaela Wolf als Professorin Grundlagen des Entwerfens lehrt, ihrer Einreichung für den Wettbewerb auch Fotos von ihren Entwurfsmodellen beifügten. Als einziges Büro. In den Modellen ist ein skulpturales, kompaktes Volumen zu erkennen, das sich in der Länge abtreppt. Über einen schwebenden Glasbereich dockt es an die bestehende Villa Volgger an, respektvoll. Ohne sich anzubiedern und durchaus radikal fügt sich der Zubau, wie man in Südtirol sagt, in das Ensemble und die Lücke. Als Wohnen nach innen beschreiben die Architekten die Vorstellung der Bauherren: Mauern umschließen das neue Haus. Im Gegensatz zu ihrer Farbigkeit im Modell sind sie jedoch nicht weiß: Grün pigmentierter Verputz wechselt mit Profilglas, einer speziellen Art von Gussglas, das 6 bis 7 Millimeter dick ist. Es lässt die Umgebung – von innen heraus betrachtet – grünlich verschwimmen. Und es erlaubt – vice versa – nur einen unscharfen, surrealen Einblick in das Innere des Hauses.

Impressionen