Neubahhaus in Klingnau

Freundliche Festung

Auf beinahe quadratischem Grundriss steht das kleine Haus robust und sicher am Hang. Der Blick fällt gerahmt ins Tal, innen zeichnet das durch die vorgelagerte Betonschicht fallende Licht malerische Sonnenflecken.

Klingnau liegt im unteren Aaretal im Schweizer Kanton Aargau, rund vier Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland. Das historische Städtchen thront auf einem Schotterhügel und bietet Blick ins untere Aaretal, auf den Stausee, in den Schwarzwald und bei guten Sichtverhältnissen bis in die Berner Alpen. Die Klingnauer Weine dokumentieren auch kulinarisch die guten klimatischen Verhältnisse. Die architekturbegeisterte Bauherrschaft, die hier 729 Quadratmeter Grund bebauen wollte, hatte klare Vorstellungen, wie ihr Haus ausschauen sollte und entschied sich nach intensiver digitaler wie analoger Suche für das Büro wespi de meuron romeo architekten bsa aus dem mehr als 200 Kilometer entfernten Caviano im Tessin, an der schweizerisch-italienischen Grenze. Berühmt ist das Büro für „freundliche Festungen, die auf einzigartige Weise mit der Natur verschmelzen“, wie Kollegen beschreiben. Ihren Prinzipien blieben die Architekten auch bei diesem Haus treu: Der Aushub beschränkt sich lediglich auf eine Geschosshöhe, die bestehende Topografie wurde kaum verändert, das Haus steht tatsächlich wie eine kleine, Geborgenheit stiftende Festung im Hang über der steil abfallenden Felswand.

Anzahl Bewohner3 Personen
Wohnfläche111 m²
StandortKlingnau (CH)
Fertigstellung03/2018
PlanungsbüroWespi de Meuron Romeo Architekten BSA
Zum Profil
FotografieMonica Spezia
Architektur – zeitlos selbstverständlich, verwoben mit Baukultur und Ort, mehr Entdeckung als Erfindung, aus altvertrauten Stimmungen Neues schaffen, Atmosphäre, Licht und Schatten – das mögen wir

Markus Wespi (im Bild), Jérôme de Meuron, Luca Romeo

Die 111 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich ökonomisch auf zwei Ebenen mit annähernd quadratischen Grundrissen. Auch die Außenhülle kommt ohne Einschnitte oder Vorsprünge aus. Leicht nach Südwesten verdreht öffnet sich das Haus auf beiden Geschossen vollverglast zur Aussicht auf den historischen Dorfkern. Gelenkt und gerahmt werden die Blicke durch kleine und große, quadratische und beinahe quadratische Öffnungen, teils als Fenster, teils als Einschnitt ausgebildet. Der grob gewaschene Betonfilter dient als Sonnenschutz und zeichnet im Inneren malerische Reflektionen auf die hellen, naturgrau verputzten Wände. Als zweite, auf Abstand gerückte Schicht entstehen zudem Großzügigkeit und Tiefe. Die nordseitigen Fassaden hingegen sind weitgehend geschlossen und garantieren die gute Energiebilanz. Erschlossen wird das Haus im Obergeschoss, der Weg vom Parkplatz an der östlichen Grundstücksgrenze führt durch den Garten, vorbei an einer alten Eiche, an grünen und gepflasterten oder bekiesten Plätzen. Bereits von der breiten, verglasten Eingangszone fällt der Blick ins Tal. Ein Block, zentral platziert, nimmt die Garderobe sowie einen Sanitärraum auf, er gibt der Treppe Halt und der Sitzbank für den Esstisch. Die Küchenzeile steht mittig, drum herum wird komfortabel gewohnt. Das Erdgeschoss ist den Privaträumen vorbehalten.

Impressionen